49. Internationale VGP Deutsch-Langhaar in Libĕjovice/Tschechien vom 15.-17.09.2017- Wie immer eine Prüfung der besonderen Art – Bestehen ist zunächst das Ziel
Am Freitag, dem 15. September 2017, machten wir uns auf den weiten Weg nach Libĕjovice, gelegen in Südböhmen. Pünktlich um 17 Uhr waren alle deutschen Gespanne im Suchenlokal „U Kiewegu“ in Libĕjovice gesund und unfallfrei angekommen.
Im Prüfungslokal dann ein herzlicher Empfang von unseren Gastgebern und der österreichischen Mannschaft mit ihrem neuen Präsidenten Christian Studeny, der wie ich weiß, der IVGP sehr verbunden ist. Tierärztliche Untersuchung, Losnummernziehung und Vorstellung der Hunde fanden im Suchenlokal statt. Wie immer schloss sich ein gemütlicher Abend an. Es wurde jedoch nicht zu spät, da anstrengende Tage bevorstanden.
Am Morgen gemeinsames Frühstück im „U Kiewegu“,
Rührei mit Speck und tschechischem ungefilterten Kaffee wurde kräftig zugesprochen.
Pünktlich um 8 Uhr am Schloss in Libĕjovice die feierliche Eröffnung. Obwohl bereits mehrmals dabei, läuft es mir immer noch kalt den Rücken hinunter. Angefangen von den Nationalflaggen, der liebevoll präsentierten Strecke des Prüfungswildes, den wundervoll im Kreise vorgestellten Deutsch-Langhaar Hunden, alles vom Feinsten. Es gaben viele Vertreter des tschechischen Jagdhundewesen, der Vorsitzende des Bezirksjagdvereines sowie der Bürgermeister der Prüfung die Ehre. Nach den Grußworten, der Vorstellung der Gespanne zunächst der Abmarsch zum Fuchshindernis und danach in Vierergruppen zu den einzelnen Waldstationen. Für die deutsche Mannschaft traten an:
Benjamin Bäurer mit Arex vom Heiligenholz 68/14A
Ernst Dürr mit Avanti von der Frankenhöhe 432/13A
Heinrich Niehues mit Westfalen‘s Deibel 72/14A
Leonhard Schmieg mit Raizza von Buchheim 288/15A
Wetter, Revierverhältnisse:
Wolkig, bedeckt leichter Regen, Feldreviere mit Stoppelfeldern, Altgras.
Wasser, hervorragend mit dichtem Schilf. Viele Enten im Schilf, die durch die Großflächigkeit des Gewässers immer wieder einfielen.
Waldreviere mit viel Naturverjüngung, kein Schwarzwild, aber sehr viel Rehwild.
Zur Prüfung selbst: 1. Tag Wald
Beginnend mit Fuchshindernis.
Das Hindernis mit schmalem Graben, nach vorne offen. Hier bereits die erste Überraschung.
Nur 3 Hunde schafften die Note 4.
Dreimal Note 1, zweimal Note 2, viermal Note 3.
Für alle Hunde derselbe Fuchs. Gerichtet wurde am Hindernis zwar hart, aber für alle gerecht. Verwunderlich - alle Hunde in den Vorprüfungen hoch im 1. Preis und trotzdem kann es schiefgehen.
Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass unser 1. Vorsitzender des DL Verbandes Leo Schmieg, ein exzellenter und erfahrener Führer, hier mit einer eins bereits den Suchensieg begraben konnte, den hätte ich Richtung Nervenklinik weggeschickt. Aber so geht es.
Schweißarbeit durch viele Verleitungen, besonders für die Verweiser erschwert. Auch hier überraschende Ergebnisse.
Reihenfolge beim Schweiß wie folgt: Tschechische Pirsch mit Ablegen und Schuss, danach sofort zum Anschuss und Beginn der Schweißarbeit. Reihenfolge praxisnah.
Nach dem ersten Tag von der deutschen Mannschaft überraschend nur noch Benjamin Bäurer mit Arex vom Heiligenholz im 1. Preis.
Die Ergebnisse taten der guten Stimmung zum Festabend keinen Abbruch. Wer in Tschechien führt, weiß, erstmal bestehen. Völkerübergreifend wurden am Abend Gespräche geführt, von denen jeder profitieren konnte.
2. Tag Wasser und Feld
Am Wasser konnten nicht nur die deutschen Hunde ihre Wasserfreudigkeit unter Beweis stellen. Durchweg gute Leistungen.
Eine Arbeit möchte ich beschreiben, die ich selbst gesehen habe. Hier wurde deutlich, wie nahe in Tschechien Durchfallen oder 1. Preis liegt.
Benjamin Bäurer mit Arex vom Heiligenholz wurde zum Verlorenbringen der Ente angesetzt. In Tschechien gibt es Zeitvorgaben. Wenn nach 10 Minuten die Ente nicht gebracht wird, durchgefallen.
Nach ca. 4 Minuten kam Arex auf eine lebende Ente. An Schießen nicht zu denken, entweder zu weit, oder nicht sichtbar. Die Zeit für die Arbeit an der toten Ente wurde angehalten und wurde nach Rückkehr des Hundes in letzter Sekunde wiederaufgenommen.
Beim erneuten Ansetzen dasselbe Spiel. Wieder eine lebende Ente. Nicht nur der Hund, sondern auch der Führer zeigte gute Kondition. Immer Richtung Laut sprintend konnte er den Hund nochmals aus dem Wasser bringen und in wirklich allerletzter Sekunde brachte der Hund die tote Ente ordnungsgemäß. Nicht nur dem Führer, sondern auch allen tschechischen Richtern fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten mitgelitten.
Feldarbeit
Feldarbeit hat in Tschechien die höchste Priorität. Gehorsam, Vorstehen, Nachziehen, gemeinsame Suche und bei dieser gemeinsamen Suche schießen von Wild, für jeden Hund Bringen von warmem Wild. Hohe Anforderungen sowohl für die Benotung, als auch für den Gehorsam.
Petr Buba war hier als Obmann in seinem Element. Er beschrieb die Arbeiten in seinem sehr guten Deutsch und kommentierte die Fehlleistungen mit einem freundlichen Lächeln.
Leider ereilte hier Heinrich Niehues mit seinem Deibel bei der großen Suche das Schicksal. Deibel machte anscheinend hier seinem Namen alle Ehre und konnte im Feld die Prüfung nicht bestehen.
Im Wasser jedoch war er der Hund mit dem größten Erfolg, indem er vier Enten fing und brachte - so geht‘s.
Eine kleine Anmerkung zum Feld meinerseits. Wenn an diesem Tag die Quantität des Wildvorkommens der Qualität der tschechischen Prüfungsordnung entsprochen hätte, wäre mir wohler gewesen. Fasanen wurden geschossen, Hasen wurden nicht gesichtet. Schade.
Im Suchenlokal wurden gegen 17 Uhr die Ergebnisse bekanntgegeben.
Nur drei Hunde im 1. Preis, 1 Hund im zweiten Preis, 5 Hunde im dritten Preis, 3 Hunde konnten die Prüfung nicht bestehen. In Tschechien hängen die Trauben sehr hoch. Jeder, der diese Prüfung besteht oder bestanden hat, kann unabhängig von Preis und Punktzahl, stolz sein.
Suchensieger wurde Ladislav Koprnický mit Dirk od Silných dubů, 475 Punkte (beste Wasserarbeit), vor Altmeister Vladimír Kaiser mit Cyr z Volenických luhů, 470 Punkte (beste Feldarbeit), und Benjamin Bäurer.
Eine schöne Geste, Maria Reiß, die Vorjahressiegerin in Deutschland, brachte den Wanderpreis für den Suchensieg persönlich vorbei.
Die deutschen Ergebnisse
Benjamin Bäurer mit Arex vom Heiligenholz 68/14A 462 Punkte I.c Preis / Beste Waldarbeit
Ernst Dürr mit Avanti von der Frankenhöhe 432/13A 414 Punkte II.a Preis
Leo Schmieg mit Raizza von Buchheim 288/15A 438 Punkte III.a Preis
Heinrich Niehues mit Westfalen‘s Deibel 72/14A 368 Punkte N
Nationenwertung:
Österreich 1687 Punkte
Deutschland 1682 Punkte
Tschechische Republik 1499 Punkte
Ergebnisliste gesamt
Zum guten Schluss möchte ich mich bei unseren tschechischen Freunden, an ihrer Spitze Jiří Kec, sowie Suchenleiter MV Dr. Miroslav Kalich in Namen des Deutsch Langhaar-Verbandes auf das herzlichste für diese gelungene Veranstaltung bedanken. Bei der deutschen Mannschaft für ihr vorbildliches Auftreten. Bei den tschechischen Richtern, die freundlich, jagdnah und zuvorkommend gerichtet haben.
Ich denke für jeden, der dabei war, etwas außergewöhnliches und drei unvergessliche Tage.
In diesem Jahr findet in Österreich die 50. IVGP statt. Diese Prüfung hat sich über all die Jahre über die Grenzzäune hinweg, mit all den Schwierigkeiten die dadurch entstanden sind behauptet. Wie viele Prüfungen können das von sich sagen? Sie ist im DL Lager länderübergreifend ein fester Bestandteil geblieben. Möge sie ihren Charme weiterhin behalten.